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02011 Digitalisierung: EMRAM Stufe 4

Um Fördervorhaben für das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) umzusetzen, müssen Sie den digitalen Reifegrad „Ihres” Krankenhauses ermitteln. Dabei bietet sich das internationale Stufenmodell EMRAM an.
Dieser Beitrag zeigt Ihnen die Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, um die vierte Stufe im EMRAM-Reifegradmodell zu erreichen.
Dabei werden die wichtigsten Themen „Ambulantisierung”, Prozessmanagement, CPOE/CDSS/CDR/MPI-Integration, Medikamentenmanagement, Datenspeicherung und -archivierung, Cybersecurity und Schnittstellen anhand vieler Praxisbeispiele und Abbildungen erläutert.
von:

1 Das digitale Krankenhaus

Die Transformation eines Krankenhauses hin zu einer Smart-Healthcare-Einrichtung erfordert eine Digitalstrategie, vorgegeben durch die Geschäftsführung der jeweiligen Gesundheitseinrichtung.
Eine Digitalstrategie gestattet es, modellhaft jeden einzelnen Digitalisierungsgrad zu messen. Die Beschreibung der Reifegraddarstellung nach EMRAM Stufe 4 ordnet sich dabei in die Bestrebungen des Gesetzgebers nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) und dessen § 14b zur Evaluierung des Reifegrads der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung und Begleitforschung für die digitale Transformation im Rahmen des Krankenhauszukunftsfonds ein.
Der vorliegende Beitrag beleuchte die aktuelle gesetzliche Gesetzeslage mit den Vorgaben durch die Gesundheitspolitik und zeigt im Detail die notwendigen Voraussetzungen zur Umsetzung des EMRAM-Reifegradmodells nach Stufe 4. Die damit einhergehende digitale Transformation beschreibt die weitere Anpassung des Krankenhauses an die Themen zur Umsetzung der Cybersicherheit, notwendiger interoperabler Schnittstellen, der weiteren Etablierung der künstlichen Intelligenz, aber auch der Modernisierung in den Bereichen der Ambulantisierung der Krankenhausdienstleistungen und der Verbesserung der Abläufe in der Patientenpflege und der Pflegedokumentation.
Die Fülle der Anforderungen verlangt von den verantwortlichen Akteuren eine methodische Herangehensweise bei der Umsetzung der Detailaufgaben.

1.1 Ziele

Kennzeichnung
Die Förderung der Digitalisierung von Krankenhäusern wirft die Frage des Zielbilds und damit auch nach dessen Definition im Kontext der Umsetzung eines digitalen Reifegradmodells auf: Was zeichnet das digitale Krankenhaus aus? Welche Werte werden dort vertreten und welche Rolle spielen Mitarbeiter und Patienten? Das digitale Krankenhaus erbringt ärztliche und pflegerische Leistungen mithilfe von digital unterstützten Prozessen und ist gekennzeichnet durch:
Strategieorientierung: ein fachübergreifendes, strategisches Innovations-, Kompetenz-, Daten- sowie Wissensmanagement zur Initiierung, Überwachung, Steuerung und Bewertung von Innovationen und Projekten im Einklang mit der (digitalen) Unternehmensstrategie.
Patientenorientierung: informierte, digital kompetente sowie selbstbestimmte und digital eingebundene Patienten, die ihren Behandlungspfad mitgestalten können und ein hohes Maß an Patientensicherheit erfahren.
Mitarbeiterorientierung: digital kompetente und eingebundene Mitarbeiter, die durch digitale Dokumentation entlastet werden, alle relevanten Informationen leicht und übersichtlich verfügbar haben und dadurch eigenständig und sicher agieren sowie mehr Zeit mit dem Patienten aufwenden können.
Prozessorientierung: digital gestützte Prozesse, die zwischen Menschen sowie Menschen und Technik vermitteln und durch Transparenz geteilte Verantwortlichkeiten reproduzierbare Qualität und Sicherheit ermöglichen.
Digitalisierung: eine umfassende, bedarfsorientierte Unterstützung durch (IT)-technische Services, Unterstützung einer durchgängigen Dokumentation, Kommunikation sowie Logistik (Waren, Daten und Wissen) im Sinne aller Akteure eines Krankenhauses.
Abbildung 1 stellt den kausalen Zusammenhang der einzelnen Prozesse dar, die erforderlich sind, um den digitalen Reifegrad eines Krankenhauses weiterzuentwickeln.
Abb. 1: Digitaler Reifegrad und erforderliche Teilelemente (Fallbeispiel)

1.2 Thementrends

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor bedeutenden Herausforderungen, wie gestiegene Kosten, fehlendes Fachpersonal oder Änderung der Krankenhauskostenabrechnung. Neue Technologien können helfen, diese schwierigen Herausforderungen für die Zukunft zu bewältigen. Für die folgenden Jahre werden bei der Digitalisierung und der Reifegradwerdung in Krankenhäusern diese technologischen Entwicklungen eine wichtige Rolle spielen:
1.
Retailisierung im Gesundheitswesen: Darunter versteht man die Anwendung von Einzelhandelsstrategien und -technologien im Gesundheitsbereich. Es geht darum, die Patientenversorgung zu verbessern, indem man die Patienten als Kunden betrachtet und ihnen eine bessere Erfahrung bietet. Ein Beispiel für die erfolgreiche Retailisierung im Gesundheitswesen ist die Einführung von Telemedizin, die es Patienten ermöglicht, medizinische Beratung und Behandlung von zu Hause aus zu erhalten.
2.
Vorschriften für das digitale Gesundheitswesen: Mehr als 60 Länder haben inzwischen Vorschriften für die digitale Gesundheit erlassen. Diese sehen hauptsächlich eine eindeutige Identifikation für medizinische Geräte (UDI) und eine Kennzeichnung von Medikamenten nach einer einheitlichen Nomenklatur vor. Solche Maßnahmen haben eine bessere Nachverfolgbarkeit und die Verhinderung zur Verwendung gefälschter medizinischer Produkte zur Folge.
3.
KI-Lösungen für Effizienz und Innovationen: Gesteigerte Betriebskosten (Energie, Tariflöhne) und Fachkräftemangel im Arbeitsmarkt des Gesundheitswesens sind eine schlechte Kombination für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Die Gesundheitsbranche wird innovativer werden müssen, um die betriebliche Effizienz, die Kapazität und das defizitäre Personalmanagement zu verbessern. Die Personalknappheit treibt den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Beschleunigung von Innovationen an. Fallbeispiele sind KI-Lösungen für die Diagnose und Behandlung von Patienten (besonders Radiologie, Kardiologie und Krebsforschung) sowie die häusliche Pflege. Technische KI-Innovationen im Healthcare-Bereich können außerdem die Belastung durch zeitaufwendige Dokumentation verringern.
4.
Digitalisierung der Nicht-akut-Versorgung: Je schneller die Anbieter für Reha und Nachsorge die Patienten in ihre medizinische Weiterbehandlung übernehmen, desto mehr Einnahmen werden Sie erzielen können. Für diese Überleitung aus der Akut in die Nicht-akut-Versorgung ist eine neue Art von digitaler Präzision erforderlich. Darunter versteht man eine umfassende Koordination zwischen klinischem und nicht klinischem Personal, die mit zunehmender Digitalisierung von Informationssystemen einhergehen wird und einen weit verbreiteten Einsatz von klinischen Smartphones und Tablets für das Gesundheitswesen erwarten lässt. Mehrwerte, wie die verbesserte Patientenidentifikation, automatisierte Check-ins, Verstetigung des medizinischen Berichtswesens und Beschleunigung der Gebührenerfassung in der Leistungsabrechnung können generiert werden.

1.3 Magnet4Europe

Die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern sind seit Jahren Schwerpunkt der Gesundheitssystemforschung und seit der Coronapandemie kommt diesem Thema eine besonders hohe Aufmerksamkeit zu. Aufgrund einer vermehrt ökonomisch-betriebswirtschaftlichen Ausrichtung von Krankenhäusern mit der Einführung des diagnosebezogenen Gruppierungssystems (DRGs) im Jahr 2003 zeigt sich eine steigende Arbeitsverdichtung für das Gesundheitspersonal.
In den deutschen Krankenhäusern mit dem Übergang zu einer verstärkt ambulanten Patientenbehandlung kommt es noch einmal zu einem Anstieg der monetär getriebenen neuen Vergütung von Krankenhausleistungen. Die Arbeitsbelastung von Gesundheitspersonal wird weiter ansteigen und die Themen Pflegepersonalmangel sowie die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals rücken verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit, wie der Krankenhaus-Report 2023 zeigt.
In der Auswertung dieser und weiterer Erkenntnisse zu der Arbeitsmarktsituation und der Personalsituation in Krankenhäusern im internationalen Vergleich ist eine Verbesserung der Rahmenbedienungen im Arbeitsumfeld von Mitarbeitern im Gesundheitswesen erforderlich. Im Hinblick auf die aktuellen Arbeitsbedingungen und den Fachkräftemangel wurde 2020 das 4-jährige EU-Projekt: „Magnet4Europe” initiiert. Der Ursprung des Magnet-Konzepts kommt aus den USA aus den 80er-Jahren und wurde in einer Phase des Personalmangels und der Einführung eines neuen fallbezogenen Vergütungssystem geschaffen. Ziel des Konzepts war es seinerzeit, herauszufinden, welche Einflussfaktoren Fachkräfte langfristig an Krankenhäuser binden. Kernfaktoren sind nach einer Studie
gute Arbeitsbedingungen,
gute Personalausstattung,
hoher Mitbestimmungsgrad durch die Pflege,
aktiver Führungsstil.
Magnet-Konzept
Daraus entstanden Merkmale für ein Magnet-Konzept (Magnet im Sinne von Personalbindung), mit den fünf Schlüsselelementen
1.
empirische Ergebnisse bei Auswertung kontinuierlicher Verbesserungsprozesse
2.
transformationelle Führung durch Stimulation und Inspiration
3.
strukturelles Empowerment für Pflegende zur Verbesserung der Weiterentwicklung
4.
exemplarisch professionelle Pflege durch professionelle Pflegemodelle und evidenzbasiertes Arbeiten
5.
ständig neues Wissen und Innovationen durch Pflegeforschung und Anwendung von evidenzbasierten Versorgungsmethoden
Abbildung 2 stellt vereinfacht die Kernpunkte für ein Magnet-Krankenhaus dar.
Abb. 2: Kernpunkte für ein Mitarbeiter konzentriertes Magnet-Krankenhaus
Im Januar 2020 startete mit einer Studienbegleitung das vierjährige internationale Projekt Magnet4Europe. Ziel des Projekts ist es, das Arbeitsumfeld in mehr als 60 Krankenhäusern in sechs europäischen Ländern zu verbessern. Magnet4Europe wird mittels einer Randomisiert-Kontrollierten-Studie (RCT) sowie qualitativer Begleitevaluation wissenschaftlich evaluiert. Geprüft wird dabei die Übertragbarkeit des U. S. -amerikanischen Magnet-Konzepts auf Europa. Durch von Stakeholdern mitgestaltete Anpassungen soll das Magnet-Modell für den europäischen Kontext modifiziert werden.
Das Magnet-Konzept wird bereits seit Längerem in Fachkreisen als eine Strategie für Krankenhäuser in Deutschland diskutiert. Am Magnet4Europe-Projekt nehmen 20 deutsche Krankenhäuser teil. Zusätzlich zur EU-finanzierten Magnet4Europe-Studie wird für Deutschland das Projekt „Begleitforschung für Deutschland” von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Mithilfe der Begleitforschung konnten u. a. die Teilnahme an der Magnet4Europe-Studie für alle interessierten deutschen Krankenhäuser ermöglicht sowie eine Reihe von weiteren Aktivitäten angestoßen werden. Abbildung 3 stellt eine Übersicht der Verteilung der am Projekt „Magnet4Europe” beteiligten Krankenhäuser in Deutschland dar.
Abb. 3: Standortverteilung Projektkrankenhäuser Projekt Magnet4Europe (Quelle: Springer Link: Krankenhaus-Report 2023: Magnet®-Krankenhäuser: Eine Chance für Deutschland?)
Freiwillige Zertifizierung
Das Magnet-Programm ist eine freiwillige Zertifizierung von Krankenhäusern zur Verbesserung der Pflege(-bedingungen) durch das American Nurses Credentialing Center (ANCC). Evidenz aus vier Jahrzehnten Forschung, vor allem aus den USA, zeigt, dass Magnet-zertifizierte Krankenhäuser bessere Arbeitsumgebungen und -bedingungen und höhere Personalzufriedenheit gewährleisten und somit geringere Burn-out-Raten beim Gesundheitspersonal und eine höhere Patientensicherheit aufweisen. Das deutet daraufhin, dass die Implementierung des Magnet-Konzepts zu positiven Veränderungen auch in Europa führen kann.
In Deutschland gibt es noch keine zertifizierte Magnet-Klinik. Durch das Magnet4Europe-Projekt soll dies in die Wege geleitet werden. Die Magnet-Pionier-Studie von 2020 bis 2023 konnte zeigen, dass die Magnet-Komponenten weitestgehend im deutschen Kontext umsetzbar sind. Die Kliniken waren zum Zeitpunkt der Interviews dem Magnet-Konzept gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt und befanden sich unterschiedlich weit im Prozess der Umsetzung. Eine Vernetzung mit U. S. -amerikanischen Magnet-Kliniken als auch ein Austausch auf nationaler Ebene zwischen den Kliniken wurde als förderlich erachtet. Zudem ist eine Unterstützung durch das obere Management (Geschäftsführung, Pflegedirektion) von Vorteil.
Herausforderungen
Als Herausforderungen wurden die Themen starre Hierarchien, unzureichende Akademisierung von Pflegefachpersonen, das Benchmarking zu pflegesensitiven Indikatoren, mangelnde Digitalisierung sowie wenig etablierte Pflegewissenschaft genannt. Insgesamt zeigte sich, dass der Weg zur Anerkennung als Magnet-Krankenhaus eine lange Reise ist, die sich aber durchaus lohnen kann. Die Teilnahme von Krankenhäusern am Magnet-Konzept kann für die methodische Umsetzung des EMRAM-Stufenmodells, insbesondere der Umsetzung der Stufe 4, förderlich sein.

2 Reifegradmodell

Krankenhäuser sind gefordert, eine eigene digitale Resilienz aufzubauen. Digitale Resilienz bezieht sich dabei auf die Fähigkeit von Mitarbeitern im Krankenhaus, klinischen Unternehmen und Healthcare-Organisationen, sich an digitale Herausforderungen anzupassen und diese zu bewältigen. Es geht darum, widerstandsfähig zu sein und sich schnell zu erholen, wenn es zu technischen Störungen, Cyberangriffen oder anderen digitalen Bedrohungen kommt.
Verantwortungsbereiche und Ebenen
Die digitale Resilienz eines Krankenhauses umfasst mehrere Verantwortungsbereiche und Ebenen. Einerseits geht es darum, die technischen Fähigkeiten zu besitzen, um digitale Herausforderungen zu bewältigen – wie zum Beispiel das Wissen um Cybersecurity, die Fähigkeit, Datenverluste zu verhindern, und die Kompetenz im Umgang mit neuen Healthcare-Technologien. Andererseits enthält die digitale Resilienz auch psychologische und soziale Faktoren. Es geht darum, bei den Klinikmitarbeitern eine positive Einstellung gegenüber digitalen Veränderungen zu entwickeln (Changemanagement). Changemanagement im Kontext digitaler Resilienz und digitaler Reifegradwerdung bedeutet, sich schnell anzupassen und effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten, um digitale Herausforderungen zu lösen.
Erfolg und Effizienz
Im Krankenhaus spielt digitale Resilienz eine entscheidende Rolle für den Erfolg und die Effizienz, sich nach vorne zu entwickeln. Es ist wichtig, dass die Ärzte und das Pflegepersonal über das nötige Wissen und die nötigen Fähigkeiten verfügen, um mit digitalen Tools und neuen Healthcare-Technologien umzugehen. Dies fördert nicht nur die eigenen Fähigkeiten neue moderne Systeme wie z. B. Systeme zur klinischen Entscheidungsunterstützung einzuführen, sondern es wird auch mehr Zeit generiert, um sich den Patienten zu widmen.
Reifegradmodelle
Digitale Reifegradmodelle bilden den Rahmen zur Bewertung und Verbesserung der digitalen Fähigkeiten von Krankenhäusern. Ein digitales Reifegradmodell erlaubt es, den aktuellen Stand der Digitalisierung zu messen, Ziele zu setzen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Krankenhäusern zu verbessern.
Ein anderer Begriff für ein digitales Reifegradmodell ist die digitale Transformation. Gerade im Healthcare-Bereich hat sich herausgestellt, dass die Messung der digitalen Reife aufwendig ist. Nicht alle Reifegradmodelle sind geeignet, zeitangepasst für ein Krankenhaus zum Einsatz zu kommen. So zum Beispiel ist es fraglich, ob sich das digitale Reifegradmodell auf der Basis der Erhebungsdaten des Konsortiums DigitalRadar dauerhaft für die Bestimmung des digitalen Reifegrads eines Krankenhauses eignet, wenn die 2. Messung dazu bereits ein zweites Mal verschoben wurde. Ursachen dafür sind Schwierigkeiten bei Änderungen von Gesetzen aus dem Healthcare-Sektor und deren Einarbeitung in das Reifegradmodell.
Im Gegensatz dazu ist das EMRAM-Reifegradmodell geeignet, den Reifegrad jederzeit unter Zuhilfenahme der Fragebögen fußend auf der HIMSS-Analytics-Methode zu bestimmen, wenn man die Voraussetzungen der jeweiligen Stufe von 0–7 erfüllt. Das international anerkannte und erprobte Electronic Medical Record Adoption Model (EMRAM) mit seinen acht Stufen ermöglicht die validierte Bewertung des digitalen Reifegrads der Krankenhaus-IT und legt den Fokus dabei auf die Einführung der ePA bei gleichzeitigem Benchmark mit anderen Krankenhäusern. Grundlage für die Umsetzung von Schritt-für-Schritt-Maßnahmen ist eine begleitende Gap-Analyse. Mit der Gap-Analyse werden notwendige Maßnahmen identifiziert, die zur Erreichung eines höheren Reifegrads erforderlich sind.
Abbildung 4 stellt schematisch die Reifegradentwicklung anhand des EMRAM-Modells von einem analogen Krankenhaus hin zu einem smarten Krankenhaus (auch als Krankenhaus 4.0 bekannt).
Abb. 4: Digitale Transformation durch Anwendung des Reifegradmodells EMRAM

3 Voraussetzungen für die IT

Die IT-Abteilungen in Krankenhäusern sind dauerhaft gefordert, ihre Expertise einzubringen, um den Service für Patienten zu verbessern und Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten. Die Rolle der IT-Verantwortlichen entwickelt sich dabei immer mehr vom IT-Betreiber hin zum Dienstleister für das digitale Krankenhaus, unter Einhaltung eines vorgegebenen Budgets.
Verlässliche Infrastruktur
Durch die Digitalisierung von Patientendaten und die steigende Anzahl an Endgeräten (darunter viele IoT-Geräte) wächst die Bedrohung durch Cyberangriffe. Deshalb bedarf es infrastrukturell einer verlässlichen Netzwerkinfrastruktur für einen rundum sicheren Betrieb.
Passende Plattformen
Die digitale Transformation bringt Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Neben der Umgestaltung von Geschäftsprozessen müssen Krankenhäuser heute ihre IT-Abteilung fit für die Zukunft machen. Neue Technologien wie Container, Internet of Things, Big Data oder künstliche Intelligenz zwingen die Verantwortlichen, ihre herkömmlichen Infrastrukturen zu überdenken: Datacenter müssen nun die passenden Plattformen für die neuen, veränderten Aufgaben bereitstellen. Dabei stehen Attribute wie Skalierbarkeit, Schnelligkeit, Automatisierung und hohe Serviceverfügbarkeit an erster Stelle bei gleichzeitiger Betrachtung höherer Verfügbarkeit und geringerem administrativem Aufwand.
HCI
Ein möglicher Ansatz, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, sind hyperkonvergente Infrastrukturen (HCI). Eine hyperkonvergente Infrastruktur vereint Server, Speicher, Netzwerkkomponenten und Software in einem hoch integrierten System. Die Vorteile sind vereinfachte, bedarfsgerechte Skalierung und Bereitstellung von Ressourcen für die für ein Krankenhaus spezifischen, geschäftlichen Anforderungen. Mit Hyperkonvergenz als IT für die Zukunft im Krankenhaus lässt sich darüber hinaus eine höhere Verfügbarkeit erzielen. Die Datenwiederherstellung nach Verlust oder Beschädigung wird durch eine hyperkonvergente Infrastruktur deutlich vereinfacht. Zudem können existierende, zukünftige oder cloudbasierte Systeme integriert werden. Immer wiederkehrende und manuelle administrative Tätigkeiten fallen weg oder werden zentralisiert. Die dafür frei gewordenen Ressourcen im IT-Team können aktuellen und zukünftigen Aufgaben gewidmet werden.

4 Schwerpunkte EMRAM Stufe 4

EMRAM steht für „Electronic Medical Record Adoption Model”, und es wird verwendet, um den digitalen Reifegrad von Krankenhäusern im Hinblick auf die Einführung von elektronischen Patientenakten zu messen. In Stufe 4 von EMRAM haben Krankenhäuser bereits eine umfassende Nutzung der elektronischen Patientenakten erreicht. Das bedeutet, dass klinische Daten weitgehend digitalisiert sind, und es gibt fortgeschrittene Funktionen wie computergestützte Arztbestellungen und Ergebnisübermittlung, teilweise mit teilautomatisierter Datenübermittlung aus angeschlossenen, vernetzten Medizinprodukten. Der Fokus von EMRAM Stufe 4 liegt auf der Verbesserung der klinischen Entscheidungsunterstützung und der Integration von Systemen für eine effiziente und sichere Informationsnutzung.
Abbildung 5 zeigt den Verlauf der Entwicklung des digitalen Reifegrads nach dem Stufenmodell von EMRAM mit Fokus auf die Stufe 4. Abbildung 6 zeigt die fokussierten Schwerpunkte auf der EMRAM-Skala 0–7 für die Stufe 4 im Kontext der Nutzungspotenziale. Abbildung 7 stellt die Schwerpunkte für die Stufe 4 aus dem Blickwinkel notwendiger Kriterien dar.

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