07511 Digitale Volumentomografie – DVT
Die Digitale Volumentomografie (DVT), auch als Cone-Beam Computed Tomography (CBCT) bekannt, ist eine Röntgentechnologie, die es ermöglicht, dreidimensionale (3D) Bilder von Hartgewebestrukturen mit einer Präzision zu erstellen, die weit über konventionelle 2D-Röntgenaufnahmen hinausgeht. Die DVT hat insbesondere in der Zahnmedizin und der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie eine medizinische Verbreitung erfahren. Eine wesentliche Bedeutung der DVT liegt in ihrer Fähigkeit, detaillierte anatomische Informationen mit einer im Vergleich zur herkömmlichen Computertomografie (CT) deutlich reduzierten Strahlenbelastung zu liefern. Dies macht die DVT zu einem wertvollen diagnostischen Werkzeug in der Zahnmedizin und in der Radiologie, das eine präzise Planung von Behandlungen ermöglicht. von: |
1.1 Zahnmedizin
Im Bereich der Zahnmedizin hat die DVT die Art und Weise, wie Diagnosen gestellt und Eingriffe geplant werden, grundlegend verändert. Ihre Fähigkeit, hochauflösende dreidimensionale Bilder von Zahn-, Kiefer- und Gesichtsschädelstrukturen mit einer im Vergleich zur herkömmlichen CT geringeren Strahlenbelastung zu liefern, bietet signifikante Vorteile in spezialisierten Bereichen wie der Implantologie, Endodontie und Kieferorthopädie (Beispiele):
1.1.1 Implantologie
Die Implantologie ist ein spezialisiertes Teilgebiet der Zahnmedizin, das sich mit dem Ersatz fehlender Zähne durch Zahnimplantate beschäftigt. Ein Zahnimplantat ist eine künstliche Zahnwurzel, die chirurgisch in den Kieferknochen eingesetzt wird, um als stabile Basis für Zahnersatz zu dienen. Typischerweise bestehen Zahnimplantate aus Titan oder Keramik, also Materialien, die besonders biokompatibel sind und sich gut mit dem Knochen verbinden (dieser Prozess wird Osseointegration genannt). Nach einer Einheilphase, in der das Implantat fest im Knochen verwächst, wird darauf ein Aufbau (Abutment) befestigt, auf dem dann die sichtbare Zahnkrone, Brücke oder Prothese angebracht wird. Der Hauptnutzen der Implantologie liegt darin, eine feste, langlebige und ästhetisch ansprechende Lösung für Zahnverluste zu bieten, die sich wie natürliche Zähne anfühlt und funktioniert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Brücken müssen dabei keine gesunden Nachbarzähne beschliffen werden. Zudem tragen Implantate dazu bei, den Knochenabbau im Kiefer zu verhindern, der nach Zahnverlusten oft auftritt.
Einsatzgebiet DVT
In der Implantologie ist die präzise Platzierung von Zahnimplantaten entscheidend für den Langzeiterfolg. Die DVT ermöglicht eine millimetergenaue dreidimensionale Planung des Implantatbetts (Beispiele):
In der Implantologie ist die präzise Platzierung von Zahnimplantaten entscheidend für den Langzeiterfolg. Die DVT ermöglicht eine millimetergenaue dreidimensionale Planung des Implantatbetts (Beispiele):
• | Exakte Knochenanalyse: Die DVT visualisiert die Knochendichte, -qualität und das verfügbare Knochenvolumen in allen Dimensionen. Dies ist essenziell, um zu beurteilen, ob ausreichend Knochen für ein Implantat vorhanden ist und ob gegebenenfalls ein Knochenaufbau (Augmentation) notwendig ist. |
• | Vermeidung anatomischer Risikostrukturen: Die 3D-Darstellung zeigt den exakten Verlauf von Nervenkanälen (z. B. Nervus alveolaris inferior im Unterkiefer), Blutgefäßen, der Kieferhöhle und der Nasenhöhle. So können Implantate sicher platziert werden, ohne diese wichtigen Strukturen zu verletzen, was das Risiko von Komplikationen erheblich minimiert. |
• | Optimale Implantatpositionierung: Die DVT ermöglicht die virtuelle Simulation der Implantatposition, -größe und -achse in Relation zum zukünftigen Zahnersatz (Backward Planning). Dies führt zu einer ästhetisch und funktionell optimalen Versorgung. |
• | Herstellung von Bohrschablonen: Basierend auf den DVT-Daten können präzise chirurgische Bohrschablonen erstellt werden. Diese Schablonen führen den Chirurgen während des Eingriffs und gewährleisten die exakte Umsetzung der Planung. |
• | Effizienz und Patientensicherheit: Die detaillierte Vorplanung durch DVT verkürzt die eigentliche Operationszeit (zahnmedizinische Eingriffszeit), macht den Eingriff schonender und sicherer für den Patienten und trägt zu einem besseren Heilungsverlauf bei. |
1.1.2 Endotontie
Die Endodontie ist ein Spezialgebiet der Zahnmedizin, das sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen des Zahnmarks (Pulpa) und des umliegenden Gewebes an der Wurzelspitze befasst. Das Zahnmark, oft auch als „Zahnnerv” bezeichnet, befindet sich im Inneren des Zahnes (der Pulpenhöhle und den Wurzelkanälen) und enthält Nervenfasern, Blutgefäße und Bindegewebe. Die häufigste endodontische Behandlung ist die Wurzelkanalbehandlung. Sie wird notwendig, wenn die Pulpa durch tiefe Karies, Risse, Traumata oder wiederholte zahnärztliche Eingriffe entzündet oder infiziert ist. Unbehandelt kann dies zu starken Schmerzen, Abszessen und sogar zum Zahnverlust führen. Ziel der Endodontie ist es, den erkrankten oder abgestorbenen Pulpabereich zu entfernen, die Wurzelkanäle gründlich zu reinigen, zu desinfizieren und anschließend bakteriendicht zu füllen. Dies soll den Zahn erhalten und vor einer erneuten Infektion schützen, anstatt ihn zu extrahieren.
Einsatzgebiet DVT
In der Endodontie ist die DVT von hohem diagnostischem Wert für die Darstellung komplexer anatomischer Verhältnisse im Inneren des Zahnes (Beispiele):
In der Endodontie ist die DVT von hohem diagnostischem Wert für die Darstellung komplexer anatomischer Verhältnisse im Inneren des Zahnes (Beispiele):
• | detaillierte Wurzelkanalanatomie: Konventionelle 2D-Röntgenbilder können Wurzelkanäle überlagern und deren tatsächlichen Verlauf, Anzahl oder Krümmung oft nicht vollständig abbilden. Die DVT ermöglicht eine dreidimensionale Visualisierung der Wurzelkanäle, inklusive Seitenkanälen, Isthmen (Verbindungen zwischen Kanälen) und komplizierten Krümmungen. |
• | Lokalisierung von Problemen: Sie hilft bei der Detektion versteckter Wurzelkanalentzündungen, persistierender Infektionen oder zusätzlicher Kanäle, die mit 2D-Röntgenbildern nicht sichtbar wären. |
• | Erkennung von Resorptionen und Frakturen: DVT-Aufnahmen sind präziser bei der Diagnose von internen oder externen Wurzelresorptionen (Knochen- oder Zahnsubstanzverlust) und der Erkennung feiner Wurzelfrakturen, die oft die Ursache für wiederkehrende Beschwerden sind. |
• | Beurteilung von Revisionen und Wurzelspitzenresektionen: Bei der Planung einer Wurzelkanalrevision oder einer Wurzelspitzenresektion (mikrochirurgischer Eingriff an der Wurzelspitze) liefert die DVT essenzielle Informationen über die genaue Lage der Entzündung und die umgebenden anatomischen Strukturen. |
• | Auffinden von Instrumentenfragmenten: Sollte ein Instrument während einer Wurzelbehandlung im Kanal brechen, kann die DVT dessen genaue Position lokalisieren, was die Entfernung oder Umgehung erleichtert. |
1.1.3 Kieferorthopädie
Die Kieferorthopädie ist ein spezielles Fachgebiet innerhalb der Zahnmedizin, das sich mit der Diagnose, Prävention und Behandlung von Zahn- und Kieferfehlstellungen befasst. Das Hauptziel ist es, ein funktionell optimales und ästhetisch ansprechendes Gebiss zu schaffen. Typische Fehlstellungen, die in der Kieferorthopädie behandelt werden, umfassen:
• | Engstände oder Zahnlücken |
• | Vorbiss (Unterkiefer zu weit vorne) oder Rückbiss (Unterkiefer zu weit hinten) |
• | Kreuzbiss oder offener Biss |
• | schief stehende oder rotierte Zähne |
Kieferorthopäden verwenden eine Vielzahl von Apparaturen zur Korrektur dieser Fehlstellungen, darunter:
• | feste Zahnspangen (Brackets) |
• | herausnehmbare Zahnspangen (aktive Platten, funktionskieferorthopädische Geräte) |
• | Aligner-Schienen (transparente, herausnehmbare Schienen) |
• | in komplexeren Fällen auch in Zusammenarbeit mit der Kieferchirurgie |
Die Behandlung kann sowohl bei Kindern und Jugendlichen (oft während des Wachstums zur Beeinflussung des Kieferwachstums) als auch bei Erwachsenen durchgeführt werden, um funktionelle Probleme zu beheben, die Ästhetik zu verbessern oder als Vorbereitung für prothetische Behandlungen (z. B. Implantate).
Einsatzgebiet DVT
Die DVT hat die kieferorthopädische Diagnostik und Behandlungsplanung erheblich verbessert, insbesondere bei komplexen Fällen. (Beispiele):
Die DVT hat die kieferorthopädische Diagnostik und Behandlungsplanung erheblich verbessert, insbesondere bei komplexen Fällen. (Beispiele):
• | präzise 3D-Diagnostik von Fehlstellungen: Die DVT ermöglicht eine exakte dreidimensionale Analyse von Zahn- und Kieferfehlstellungen, einschließlich des Verhältnisses der Ober- und Unterkiefer zueinander und der räumlichen Lage einzelner Zähne. |
• | Lokalisation verlagerter und retinierter Zähne: Besonders wichtig ist die DVT zur genauen Lokalisierung verlagerter (nicht durchgebrochener) oder retinierter (im Knochen verbleibender) Zähne, wie Weisheitszähne oder Eckzähne, und deren Beziehung zu benachbarten Nerven, Zahnwurzeln oder der Kieferhöhle. Dies ist entscheidend für die sichere Freilegung oder Extraktion. |
• | Analyse des Knochenangebots für Zahnbewegungen: Sie erlaubt die Beurteilung des Knochenangebots und der Knochendichte im Bereich geplanter Zahnbewegungen, insbesondere bei Patienten mit parodontalen Vorschädigungen, um die Stabilität der Zähne während und nach der Behandlung zu gewährleisten. |
• | Kiefergelenksdiagnostik: Bei Verdacht auf knöcherne Veränderungen der Kiefergelenke (TMJ), die kieferorthopädische Probleme verursachen oder beeinflussen können, bietet die DVT eine detaillierte Ansicht. |
• | Planung kieferorthopädisch-chirurgischer Eingriffe: Bei komplexen Fehlstellungen, die eine kombinierte kieferorthopädisch-chirurgische Behandlung erfordern, liefert die DVT die Grundlage für eine detaillierte OP-Planung, um beispielsweise knöcherne Umstellungen präzise zu simulieren und Risiken zu minimieren. |
Abbildung 1 zeigt die Elemente einer typischen DVT-Untersuchungsumgebung.
Abb. 1: DVT mit Baugruppen und Funktionen zur Anwendung in der Zahnmedizin, vereinfachte Darstellung
1.2 Radiologie
In der Radiologie dient die DVT als ergänzendes Verfahren, insbesondere bei Fragestellungen, die eine hochauflösende Darstellung von Knochenstrukturen erfordern. Während die Digitale Volumentomografie (DVT) in der Zahnmedizin am weitesten verbreitet ist, findet sie auch in der allgemeinen Radiologie Anwendung, insbesondere, wenn es um die detaillierte Darstellung von knöchernen Strukturen geht, wie etwa bei Sinusitis, Frakturen des Gesichtsschädels oder der Beurteilung des Kiefergelenks. Die Vorteile des Einsatzes der DVT in der Radiologie sind die hohe räumliche Auflösung und die geringere Strahlenbelastung im Vergleich zur konventionellen Computertomografie (CT) bei bestimmten medizinischen Fragestellungen. Der Einsatz von DVT in der radiologischen Abteilung ist eine wertvolle Ergänzung im diagnostischen Spektrum.