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11302 Medikationssicherheit bei der Anwendung von Infusionsapparaten

Die Kennzeichnung von Medikationen ist ein wichtiges Thema in vielen Gesundheitseinrichtungen. Nach Empfehlungen der DIVI sollen für die Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in akutmedizinischen Bereichen möglichst einheitliche sichere Konzepte umgesetzt werden.
Das KHZG schafft die Voraussetzungen für einen Systemwandel in der Arzneimittelversorgung von Krankenhauspatienten. Der hohe Stellenwert des Medikationsprozesses wird in Zukunft eine noch größere Rolle bei der Patientenversorgung spielen und ist deshalb besonders förderungswürdig.
Dieser Beitrag beschreibt die Bestandteile, Prozesse und Schnittstellen, die für eine erfolgreiche Implementierung eines interoperablen Zusammenwirkens von Medikations- und Infusionsmanagement nötig sind.
von:

1 Einleitung

Die Gabe von Infusionen ist ein wesentlicher Bestandteil stationärer und ambulanter Behandlungen aller Fachrichtungen im Krankenhaus. Im Gegensatz zu Einzelinjektionen wird dabei über einen längeren Zeitraum eine Flüssigkeit meist apparativ appliziert. Dies dient insbesondere dem Ausgleich von Flüssigkeits- oder Volumendefiziten.
Krankenhauspatienten erhalten heute in etwa 70 Prozent aller Fälle Infusionstherapien. Der Anteil steigt bei intensivmedizinischer Versorgung und bei Operationen auf 100 Prozent [1]. Für einen Standardbettenplatz auf einer modernen Intensivstation kommen heute fünf Infusionspumpen und zehn Infusionsspritzenpumpen zum Einsatz. Durch eine modulare Bauweise können weitere Infusionsapparate ad hoc in Betrieb genommen werden, wenn die intensivmedizinische Komplexbehandlung dies erforderlich macht.
Die sichere Applikation von Infusionen stellt in Zeiten des stetigen Wandels und zunehmend komplexerer Therapiestrategien eine große Herausforderung für Krankenhäuser dar. Aus Studien zum Risikomanagement in der Intensivmedizin ist bekannt, dass etwa 50 % aller Behandlungsfehler in diesem Arbeitsbereich gemacht werden [2]. Solche Fehler können schwerwiegende Folgen für Patienten haben.
Infusionsmanagement
Unter einem Infusionsmanagement versteht man die Gesamtheit aller Maßnahmen, die erforderlich sind, um dem Patienten Infusionen fachgerecht und sicher zu verabreichen. Die maschinelle Infusionstherapie nimmt dabei einen breiten Raum ein. Nahezu jeder Intensivpatient erhält eine Infusionstherapie.
Idealerweise werden die Infusionsapparate mit einem Infusionsmanagementsystem betrieben. Darunter versteht man die digitale Vernetzung der Infusionsapparate mit einer Zentrale und einem digitalen Medikationsmanagement (Medikamentendatenbank – Drug Library).

1.1 Medikationsfehler

Beschriftungsfehler
Bei der Menge der zu infundierenden Medikamente können unter Stressbedingungen Beschriftungsfehler bei der Kennzeichnung der Infusionen entstehen. Diese führen dann zu Medikationsfehlern und daraus resultierenden unnötigen und vermeidbaren Schäden am Patienten. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die ihre Aussage auf verschiedene Studien stützt, ist etwa jede zweite unerwünschte Arzneimittelwirkung vermeidbar [3].
Dabei erleiden 0,5 Prozent der Patienten während eines Krankenhausaufenthalts eine schwere unerwünschte Arzneimittelwirkung oder sind von einem Medikationsfehler betroffen, wovon etwa 40 bis 50 Prozent als vermeidbar angesehen werden und zehn Prozent tödlich sind [4]. Erschwerend kommt hinzu, dass nur ein Bruchteil der Medikationsfehler offiziell gemeldet wird. In jedem Schritt des Medikationsprozesses können Medikationsfehler auftreten. Diese mindern nicht nur die Versorgungsqualität, sondern sind auch eine erhebliche wirtschaftliche Belastung für Krankenhäuser.
Die Vermeidung von Medikationsfehlern wird durch vorgegebene Verfahrensabläufe in der Medikation im Qualitätsmanagement eines Krankenhauses unterstützt und mit einem krankenhausinternen Risikomanagementprozess überwacht. Zusätzlich erfolgt Infusionstherapie leitlinienbasiert z. B. S3-Leitlinie „Intravasale Volumentherapie bei Erwachsenen” [5].

2 Medikation als Prozess

Ein standardisiertes Etikettensystem für Medikamente in Kombination mit einem Infusionsmanagementsystem ist ein Lösungsansatz für eine erfolgreiche und sichere Infusionstherapie. Um Ursachen für Medikationsfehler zu vermeiden, muss die Medikation als Prozess aufgesetzt werden (Closed Loop of Medication Administration – CLMA).
Fördertatbestand laut KHZG
Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschreibt im Fördertatbestand 5 die Möglichkeit der finanziellen Förderung für die Einrichtung eines durchgehenden digitalen Medikationsmanagements zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit [6]. Als integraler digitaler Teilbereich zählt die Verbesserung der Etikettierung von Spritzen, Infusionsflaschen, Infusionsbeuteln und deren Zubehör zur Thematik des Fördertatbestands 5 des KHZG. Dies betrifft den übergreifenden Bereich von mit Infusionsapparaten verabreichten Medikamenten und deren Betrieb im Zusammenwirken mit Infusionsmanagementsystemen und Patientendatenmanagementsystemen.

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