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05407 Künstliche Intelligenz bei der Hautkrebserkennung

Künstliche Intelligenz (KI) kann Ärzten in Gesundheitseinrichtungen in vieler Hinsicht helfen – dieser Beitrag stellt vor, wie KI bei der Melanom-Hautkrebserkennung zum Einsatz kommen kann.
von:
Inhaltsüberblick
CNNs verbessern mittels KI-gestützter Bildanalyse die Melanomerkennung, indem sie schnell und präzise die für das menschliche Auge schwer unterscheidbaren Merkmale bösartiger Hautläsionen identifizieren.
Das CAD-System extrahiert und klassifiziert Merkmale nach dermatologischen Standards. So werden verschiedene Weiterentwicklungen in der Diagnostik ermöglicht.
Neue KI-Methoden in der Melanom-Diagnostik, darunter erklärbare KI-Systeme, fortschrittliche Hautscanner und Diagnosesysteme mit hoher Erkennungsrate, erhöhen die Präzision und Nachvollziehbarkeit der Befundung.
Warum die KI trotz der beeindruckenden Fortschritte nur unterstützend und nicht ersetzend zum Facharzt in der Hautkrebsdiagnostik eingesetzt werden soll.
In diesem Abschnitt wird das 3D-Ganzkörperscreening mit KI-Unterstützung vorgestellt. Es verbessert die Früherkennung und ermöglicht die vollständige Erfassung und lückenlose Überwachung von Hautveränderungen.

1 Hautkrebsdiagnostik: Neue Möglichkeiten

Das Melanom ist die gefährlichste Form von Hautkrebs. Es ist heilbar, wenn es frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Die Früherkennung von Melanomen ist deshalb entscheidend für die erfolgreiche Behandlung und Heilung. Traditionelle Methoden der Hautkrebserkennung in Krankenhäusern basieren auf der visuellen Inspektion durch Dermatologen, unterstützt durch Dermatoskopie, Video-Fotodermatoskopie und klassischen Biopsien. Diese Verfahren sind jedoch zeitaufwendig und erfordern ein hohes Maß an Fachwissen.
In den letzten Jahren hat die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und insbesondere von Convolutional Neural Networks (CNN) in der medizinischen Bildverarbeitung erheblich an Bedeutung gewonnen. CNNs sind eine spezielle Art von künstlichen neuronalen Netzwerken, die besonders gut für die Analyse von visuellen Daten geeignet sind. Sie haben sich als äußerst effektiv bei der Erkennung und Klassifizierung von Bildern im Allgemeinen erwiesen, was sie zu einem idealen Werkzeug für die Hautkrebserkennung macht. Denn durch die Verarbeitung großer Mengen an Bilddaten können CNNs lernen, subtile Unterschiede zwischen gutartigen und bösartigen Hautläsionen zu erkennen, die für das menschliche Auge schwer zu unterscheiden sind.
Die Anwendung von CNNs in der Melanom-Hautkrebserkennung bietet mehrere Vorteile. Erstens können sie eine hohe Genauigkeit und Konsistenz bei der Diagnose erreichen, was zu einer Reduzierung von Fehldiagnosen führt. Zweitens ermöglichen sie eine schnellere Analyse von Hautläsionen, was die Effizienz der klinischen Praxis erhöht. Drittens können sie als unterstützendes Werkzeug für Dermatologen (klinische Entscheidungsunterstützung) dienen, indem sie zusätzliche Informationen und eine zweite Meinung bieten.

2 Der Einsatz eines CAD-Systems

Ein CAD-System (Computer-Aided Diagnosis) zur Erkennung und Klassifizierung von Hautkrebs ist eine technische Möglichkeit, die den menschlichen Aufwand und die Zeit bei sehr hoher Klassifizierungsgenauigkeit reduziert. Dabei beschreibt CAD ein Verfahren in der Medizin zur Unterstützung des Arztes, in der Regel bei der Auswertung von medizinischem Bildmaterial) und der Interpretation von Untersuchungsergebnissen zum Beispiel vorausgewertete dermatologische Fotografien.
Die im Markt befindlichen Systeme verfügen über eine integrierte Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence = AI). Das Verfahren kommt aus der Bildgebung der Röntgendiagnostik und kann eine Fülle von Informationen, in kurzer Zeit umfassend analysieren und bewerten. Abbildung 1 stellt vereinfacht das Verfahren CAD in der dermatologischen Diagnostik dar.
Abb. 1: Ambulante Hautkrebsdiagnostik mit integrierter AI (CAD) und digitaler Aufnahmetechnik
Beim Erkennen und Diagnostizieren von Hautläsionen wird CAD häufig eingesetzt. Eine Studie subsummiert die derzeitigen Verfahren, die bei allen Schritten der Klassifizierung von Hautläsionen angewendet werden. Sie erläutert Bildsegmentierung, Merkmalsentwicklung und Klassifizierungsalgorithmen. Im Allgemeinen wird eine Vorverarbeitung angewendet, um das Segmentierungsergebnis zu verbessern. In der Merkmalsextraktionsphase werden dieselben Merkmale verwendet, die Dermatologen bei ihrer klinischen Diagnose verwenden. Sie basieren auf der Läsionstextur und den bekannten ABCD-Regeln (Asymmetrie, Rand, Farbe und Durchmesser).
Zunächst werden 113 Merkmale extrahiert. Es wird ein Merkmalsauswahlverfahren mit einem Vergleich einiger Merkmalsauswahlalgorithmen vorgestellt, um nur die relevanten Merkmale auszuwählen. Ausgewählte Merkmale werden bei der Klassifizierung verwendet und ein Vergleich zwischen den in der Literatur am häufigsten verwendeten Klassifikatoren wird durchgeführt. Diagnostische Weiterentwicklungen in der Melanom-Diagnostik sind (Beispiele):
Hautkrebserkennung durch KI-gestützte Diagnosesysteme: Diese Systeme sind in der Lage, Merkmale von Hautläsionen schnell, quantitativ, objektiv und reproduzierbar zu erfassen. Studien haben gezeigt, dass solche Systeme eine hohe Genauigkeit bei der Klassifizierung von auffälligen Hautveränderungen erreichen, können.
Teledermatologische Konsultationen: Patienten und Ärzte können teledermatologische Konsultationen nutzen, um eine fachärztliche Einschätzung von suspekten Läsionen zu erhalten. KI-Algorithmen helfen dabei, die Bildqualität zu analysieren und eine korrekte digitale Diagnosestellung zu ermöglichen.
KI-Algorithmen zur Entscheidung über Exzision: In der Dermatoonkologie können KI-Algorithmen bei der Entscheidung helfen, ob melanozytäre Läsionen exzidiert werden sollten oder nicht. Dies kann die Anzahl unnötiger Operationen reduzieren und gleichzeitig die Erkennung von Melanomen verbessern.
Sequenzielle Dermatoskopie: Studien haben untersucht, ob neuronale Netzwerke, die seit vielen Jahren zum Monitoring von Hochrisikopatienten eingesetzte sequenzielle Dermatoskopie ersetzen könnten. Erste Ergebnisse sind vielversprechend und zeigen das Potenzial von CNNs in diesem Bereich.

3 Verschiedene KI-Verfahren

Seit 2024 gibt es mehrere neue und vielversprechende KI-Verfahren in der Melanom-Diagnostik. Einige bemerkenswertesten Entwicklungen sind (Beispiele):
1.
Erklärbare KI-Systeme: Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum haben ein KI-basiertes Unterstützungssystem entwickelt, das seine Entscheidungen erklärt. Dies erhöht das Vertrauen der Ärzte in die KI-Diagnosen und ermöglicht eine bessere Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse.
2.
Hautscanner mit KI: Neue Hautscanner, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, verbessern kontinuierlich die Diagnostik von Melanomen. Diese Scanner können Hautläsionen präzise analysieren und bieten eine schnelle und zuverlässige Diagnose.
3.
KI-gestützte Diagnosesysteme mit hoher Erkennungsrate: Auf dem EADV-Kongress wurden neueste KI-Versionen vorgestellt, die eine hundertprozentige Erkennungsrate für Melanome aufweisen. Diese Systeme sind in der Lage, verschiedene Hautkrebsarten und benigne Läsionen mit hoher Genauigkeit zu erkennen.
Abbildung 2 stellt vereinfacht einen neuartigen Hautscanner mit integrierter KI dar.
Abb. 2: Hautscanner mit KI zur Untersuchung von Melanomen, Quelle: HOT

4 Grenzen der KI

Bereits 2023 wurde eine Studie auf dem Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (PDF-Doc) vorgestellt. Sie zeigt, dass KI potenziell tödliche Krebsfälle in frühen Stadien erkennen kann. Im Rahmen der Studie von Dr. Kashini Andrew, Fachärztin am University Hospital Birmingham NHS Foundation Trust, untersuchte die künstliche Intelligenz 22.356 Patienten mit Verdacht auf Hautkrebs über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Das Programm erkannte 189 von 190 Hautkrebsfällen (99,5 %), die unter den Studienteilnehmern auftraten, sowie 541 von 585 präkanzerösen Läsionen (92,5 %) und alle 59 Melanomfälle.

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